Tschechische Republik, Ahnenforschertour.
Das glaube ich ja nicht! Die Beiden wollten doch tatsächlich den Roten in den Flieger verfrachten um so am schnellsten in die Tschechische Republik zu gelangen. Wieso Tschechische Republik? Kollege Weber wollte an ihren sogenannten Kulturtagen unbedingt mal das Geburtshaus seiner Mutter in den ehemaligen sudetendeutschen Landen sehen, genauer gesagt in Hodkovice ehemals Hottendorf, im CHKO Broumovsko oder Distrikt Braunau.
Aha, da sind die Beiden ja, mit dem Auto und auf dem Anhänger der Rote steuern sie der österreichischen Grenze entgegen. Ahnenforscher Weber am Steuer und Kollege Brühwiler als Navigator. Nach der österreichischen Grenze in deutschen Landen habe ich sie fluchen gehört. Sie rollten alle „Vergehen“ der Österreicher gegen die Beiden der letzten Jahre wieder auf. Ja, meinten die rechtschaffenen Schweizer am Schluss,
die haben halt Morgarten immer noch nicht verdaut! Was war passiert? Die Beiden wollten das österreichische Pickerl sparen und waren über die Landstasse durch Bregenz unterwegs. Kurz vor der Grenze „blickten“ sie nicht, dass sie gerade auf die österreichische Autobahn abbogen. Jedenfalls behaupteten sie, kein Hinweis gesehen zu haben. Doch sie merkten schnell, dass sie in die Pickerlfalle geraten waren. Es war ein kleiner Trost, dass sie nicht die einzigen waren und das sich der österreichische Staat auf diese Weise seine Haushaltslöcher zu stopfen versucht. So zahlten die Beiden murrend die 120 Euro an die gut gelaunten österreichischen Beamten zum „Wohle“ Österreichs. Die Fahrt führte sie über München-Regensburg an die tschechische Grenze.
Tschechien, das war völliges Neuland für die Beiden und so beäugten sie das Geschehen an der tschechischen Grenze mit kritischem Blick, ob da nicht schon welche sind, die „Interesse“ an ihrem Eigentum hätten. Über Pilsen und Prag fuhren die Beiden ohne größere Schwierigkeiten Richtung Ahnengebiet! Die Straßen, die Landschaft und das erste Mittagessen, alles überraschte sie sehr positiv und so kamen sie gegen Abend in Trutnov, ehemals Trautenau, an. Plattenbauhotel, das passte den Beiden nicht, doch sie kriegten trotzdem an der Rezeption dieses Hotels von einer freundlichen Dame einen guten Hoteltipp, nämlich das Hotel Adam nahe am Marktplatz in Trautenau. Dort buchte Kollege Brühwiler ein Zimmer und für den Roten mit Anhänger und Auto einen nachts abgeschlossenen Parkplatz. Frauen gehen nach der Zimmersuche erst mal Einkaufen und/oder Schuhe kaufen. Die Beiden probierten erst mal das gute tschechische Bier, die vorzügliche, abendliche Kost und bildeten sich zu später Stunde noch in tschechischer „Formenkunde“ weiter.
Kollege Brühwiler wollte es nicht glauben, aber Kollege Weber machte schon um 6.00 Uhr krach, um sich für den Ahnenforschertag zu richten. Nach dem sehr guten Frühstück holten sie den Roten vom Anhänger, bepackten ihn mit dem Nötigsten und fuhren los in Richtung Hodkovice/Hottendorf. Sie fuhren durch schöne Landschaften des Distrikt Braunau, der sich an das Riesengebirge anschließt. Nach zirka 1 Stunde erreichten sie das ehemals sudetendeutsche Hodkovice/Hottendorf, durchfuhren den Ort und fanden das Geburtshaus der Mutter von Kollege Weber nicht. Gut hatten sie Fotos von Onkel Erwin dabei und mit diesen, ihren Händen, Deutsch, Englisch und was sie sonst noch konnten erhielten die Beiden von einem Dorfbewohner einen Hinweis.
Und siehe da, Ausgangs Hottendorf erblickte Tamdemnavigator Brühwiler das Geburtshaus der Mutter von Kollege Weber. Über diesem wehte die kanadische Fahne und zwar, wie sich später herausstellte, weil der jetzige Besitzer öfters in Kanada Urlaub machte. Ansonsten gab sich der Besitzer mit der kanadischen Flagge wortkarg und nicht gerade freundlich, zumal er noch mitbekam, weshalb Kollege Weber genau sein Haus besucht hatte. Altneue Geschichten halt. Die Beiden unterhielten sich mit dem Mann noch eine Weile, durften aber nicht ins Haus. Hinter dem Geburtshaus der Mutter von Kollege Weber fährt auch eine Bahn vorbei. Und zwar im Rundkurs von Trautenau über das Urlaubsgebiet rund um Teplice mit seinen berühmten Steinwänden wieder nach Trautenau, oder dann auch nach Braunau. Ahnenforscher Weber hatte genug gesehen und so bewegten sie ihren Roten in Richtung nächsten Frühschoppen. Im Nachbarort von Hottendorf, Adrspach, dem Geburtsort des Großvaters von Kollege Weber, genossen sie in Ruhe ein gutes, tschechisches Ahnenbier. In dieser Ecke, nahe der polnischen Grenze, hat selbst eine Firma Siemens schon eine Fabrik.
Der Weg nach Braunau führte sie an den Steinwänden von Teplice, an gepflegten Dörfern und schönen Weizenfeldern vorbei. Hier in Braunau hielten sie Mittagsrast und sie erkannten immer mehr, dass das Essen in dieser Ecke Tschechiens reichhaltig, gut und preiswert war. Frisch gestärkt fuhren sie über Hronov zurück nach Trautenau. Ach ja, Kaffee und Kuchen in Upice. Als Kollege Weber die langen Beine der Bedienung sah, wollte er sofort mit ihr eine Tamdemrunde auf dem Marktplatz vollführen. Sie winkte aber ab. So ließ Mechaniker Weber sein Feingefühl das Tamdem spüren und er stellte das „Spiel des Hinterrades“ noch perfekter ein. An diesem Tag spulten die Beiden in hügeligen Gelände zirka 90 km ab.
Am nächsten Morgen zum Frühstück eröffnete Tamdemnavigator Brühwiler Ahnenforscher Weber, dass ein Ausflug ins benachbarte Polen doch auch ganz reizvoll wäre. So sah ich die Beiden wieder, den Roten vom Anhänger herunterwuchten um alsbald Trautenau Richtung Polen zu verlassen. Zur Frühschoppenzeit wollten die Beiden schon in Polen sein, doch Navigator Brühwiler hatte sein „Navigationssystem“ wohl falsch eingestellt, denn das Bier tranken sie noch vor der polnischen Grenze.
Was macht denn Kollege Weber nur für ein unzufriedenes Gesicht mitten auf dem Marktplatz der polnischen Stadt Kamienna Gora? Das Bier steht doch vor ihm, selbst Popcorn ist da! Aha, Kollege Webers Magen knurrt und das heißt erhöhte Alarmstufe. Also, sofort Bier austrinken und auf die Suche gehen. Doch der Marktplatz bot nur leere Lokale und getreu der Devise der Beiden, nur Lokale aufzusuchen, wo schon jemand speist, machten sie sich auf die Suche. So einfach war es nicht, doch das Glück war ihnen wieder hold und so fanden sie doch noch so was wie eine polnische Grillimbiss-Gartenwirtschaft. Kollege Weber erblickte darin sofort zwei Schenkel, deren oberes Ende mit einem Mini Minirock bedeckt waren. Er pflanzte sich am Tisch daneben neben diese polnische Schönheit. Kollege Brühwiler hatte das Vergnügen, das Mittagessen irgendwie zu bestellen. Als er sich für den Geschmack von Kollege Weber etwas zu lang beim Bestellen aufhielt und Kollege Brühwilers Kopf scheinbar immer weiter in die Imbissbude hing, wollte Kollege Weber, wie seinerzeit am Walensee, dann doch zu „Rechten“ sehen. Er entdeckte Kollege Brühwiler aber nur im Versuch, mit der wohl netten, blonden Bedienung, das Rückgeld auf aufgerundete 30 Zloty für seine 100 Zloty zu kriegen. Ja ihr Beiden, das nennt man Geldknappheit in einem Land, wo die Grillimbiss-Gartenwirtschaft eigentlich gut besucht war. Irgendwie hatten sie hier doch zuviel polnisches Strongbier getrunken, denn kurz nach Kamienna Gora verließen die Beiden die Kräfte. Ich sah den Roten im Straßengraben liegen und die Beiden auf einer polnischen Wiese in Erwartung neuer Kräfte dahinknurren.
Gut hatte Kollege Brühwiler nicht genau die Landkarte studiert, denn dann hätte er gemerkt, dass sie noch auf den Horni Mala Upa Pass mussten. So lobte Kollege Weber den polnischen Straßenbauer in den höchsten Tönen, der die Beiden ohne allzu große Steigungen von zirka 350m auf 1045m über Meer brachte. Das Gebiet um Horni Mala Upa im Riesengebirge mit der höchsten Erhebung der Schneekoppe wird vor allem von der tschechischen Seite als größeres Skigebiet genutzt. Übrigens, Rübezahl hat sich den Beiden nicht gezeigt, obwohl ihn Kollege Weber immer wieder erwähnte. Gut gelaunt nahmen sie die Abfahrt unter den Sattel und kamen wohlbehalten wieder in Trautenau an. Die abgestrampelte Strecke umfasste zirka 80km.
Am anderen Tag hiess es leider Abschied nehmen von Trautenau. Das Hotel Adam.cz können die Beiden logischerweise nur empfehlen. Noch beim Frühstück redete Kollege Weber schon wieder vom Schweissen, wenn er wieder zu hause sei. Doch Kollege Brühwiler grinste nur. Kurz nach Trautenau grinste Kollege Brühwiler noch mehr, denn Kollege Weber hatte soeben den Vorschlag gemacht, seinen Verwandten im bayrischen Alzgern bei Altötting auf dem Heimweg einen Besuch abzustatten. Genau das hatte Kollege Brühwiler auch im Kopf und so fuhren sie nicht über Pilsen, sondern über den bayrischen Wald ins traute Verwandtschaftsland, wo sie schon 1981 mit dem Roten auf Besuch waren. So schauten sie abends bei der Familie Fackler vorbei und unterhielten sich bis spät in die Nacht hinein über alte und neue Geschichten. Auch wurde Kollege Brühwilers Scheunentor inspiziert, das er damals 1982 auf Wanderschaft repariert hatte. Am anderen Tag wurde noch die nahe Nachbarschaft begrüßt und dann mussten sie….mussten sie wirklich? Ich hörte Kollege Brühwiler noch sagen:„Fahre rechts“, und über Kollege Webers Gesicht huschte ein freudiges Strahlen. Sie hatten gerade Kurs genommen auf die 1981-er Flamme Gerlinde des Kollegen Weber. Sie hatten Glück, sie war da, allerdings gut verheiratet, aber da. Einmal drücken, Busserl geben, bemustern, alte Zeiten antippen, einfach herrlich. Bei Gerlindes Mutter wurden sie noch zum Kaffee geladen und als diese Kollege Webers Typ noch lobte, hob dieser fast ab. Schön wars, der kurze Abstecher ! Über München fuhren sie zum Bodensee und obwohl sie wieder ohne Pickerl über österreichisches Staatsgebiet fuhren, navigierten sie diesmal richtig und zahlten keine Strafe! Als Kollege Weber stolz sein Auto mit Anhänger und dem Rotem auf seinen Hausplatz lenkte, wussten die Beiden, dass sie absolut überraschende, gut gefutterte, gut navigierte und gut geforschte Kulturtage 2004 erlebt hatten. Jungs, nur weiter so…